Erfahrungen mit Neuen Medien in der Vereinskommunikation

Ende 2008 hat die Gesellschaft der Generalstabsoffiziere (GGstOf) begonnen, die Kommunikation zu ihren damals 540 Mitgliedern stärker auf elektronische Mittel zu konzentrieren und neue Mitglieder “im Einzelsprung” bzw. mit einer persönlichen Ansprache zu gewinnen. Heute hat sich nicht nur die Mitgliederzahl um fast 40% erhöht, sondern auch der eingeschlagene Weg bewährt. Der Projektleiter zieht eine Zwischenbilanz.

Publiziert im Schweizer Soldat Nr. 09, September 2011
von Markus M. Müller 

Spätestens in der Offiziersschule hat man uns gelehrt: “Information ist ein Führungsmittel“. Die nächste Stufe ist die Kommunikation, also Dialog und Austausch. Hier orten viele Offiziersgesellschaften noch Potenzial, denn der Verein definiert sich nicht nur aus Veranstaltungen (Pist S) sondern insbesondere durch gemeinsame Werte, Interessen und sogar Meinungen.

Neue Chancen für Vereine
Örtlich und zeitlich gebundene Referate und Podien können zwar der Informationsvermittlung dienen, sind aber immer weniger mit den gefüllten Terminkalendern vereinbar. Wenn regelmässige und aktuelle Informationen fliessen sollen, sind selbst gedruckte Medien wie die ASMZ immer zu spät. Abhilfe schaffen hier die neuen Kommunikationstechnologien (‘Neue Medien’ oder ‘Social Media’) insbesondere für Vereine mit geografisch weitgestreuter Mitgliederbasis.

Die Gesellschaft der Generalstabsoffiziere nutzt zwei elektronische Systeme für die Kommunikation mit ihren Mitgliedern: Die Online-Plattform und den Blog. Die Online-Plattform dient der Mitgliederverwaltung und ist nur den Mitgliedern als Verzeichnis zugänglich. Der Blog ist öffentlich.

Direkt in die Mailbox
Blog-Beiträge werden den Mitgliedern per E-Mail (RSS wird kaum genutzt) mit einem “Anriss” und dem Link zum Beitrag angekündigt (“Teaser”). Über 700 Generalstabsoffiziere erhalten so regelmässig “Post”. Sie entscheiden anschliessend, ob und wann sie den Beitrag auf dem Blog lesen wollen. Je nach Thema hinterlassen sie einen Kommentar.

Hier hat sich gezeigt, dass Ernennungen und Beförderungen immer auf grosses Interesse stossen. Interaktive Elemente wie Umfragen oder “Quick-Polls” (“Was halten Sie davon?” – super, gut, schlecht) gestatten dem Vorstand, rasch ein informatives Feedback zu erhalten. Ankündigungen zu und Berichte über Veranstaltungen geben den Mitgliedern ein stärkeres Gefühl der Zugehörigkeit. Pointierte Stellungnahmen zu aktuellen Fragen (bspw. “Armeebericht”) werden geschätzt und initiieren die öffentliche Diskussion.

Zusammenarbeit über den Verein hinaus
Die aus dem Blog der GGstOf gewonnenen Erfahrungen flossen im Frühing 2010 in den neuen Blog der Fricktalischen Offiziersgesellschaft (FOG) ein, deren Präsidium der Autor übernahm. Dabei wurden zusätzlich Inhalte von anderen Blogs integriert, etwa der geografisch nahen OG Beider Basel (OGBB). Ohne grossen Aufwand wurden so die FOG-Mitglieder auch auf deren Inhalt hingewiesen. Im Gegenzug freuen wir uns, wenn unsere Beiträge von anderen OG übernommen werden. Dies reduziert den Aufwand und belebt den Blog mit interessanten Inhalten.

Stärkere Bindung
Der Erfolg zeigte sich an der letzten Generalversammlung: Das Versammlungslokal war bis auf den letzten Platz besetzt. Einige schon länger nicht mehr gesehene Kameraden zeigten sich wieder und führten als Grund den regelmässigen Dialog und die Informationen an.

Bei Google höher eingestuft
Ein positiver Nebeneffekt wurde bei der Zugriffsstatistik festgestellt: Wer bei Google nach “Offiziere Beförderung 2011” sucht, findet sowohl den Blog der FOG als auch jenen der GGstOf weit oben bei den Resultaten. Je nach Suchbegriff übertrifft man sogar die offiziellen Seiten des VBS. Alleine die Verwendung eines Blogs als Informationsmittel hat einen positiven Effekt auf die Wahrnehmung des Vereins im Internet. Gegen aussen wird der Verein in der elektronischen Informationssphäre sichtbarer.

Weitere Hilfsmittel
Mit seinen rund 100 Mitgliedern ist die FOG zu klein für eine eigene Facebook-Gruppe. Deshalb werden diese Aktivitäten unter der Leitung der Aargauischen OG gebündelt. Die GGstOf verfügt über eine eigene geschlossene Gruppe. Facebook-User können “Fan” des Blog der GGstOf werden.

Auch die Termine lassen sich untereinander austauschen. “Google Calendar” ist hier nützlich und v.a. einfach in der Bedienung. Mitglieder der FOG abonnieren alle FOG-Termine über ihre elektronische Agenda. Die Termine erscheinen im eigenen Kalender, sobald sie vom Vorstand erstellt wurden. Übergeordnete Termine der Kantonalen OG und jene der “Nachbarn” werden ebenfalls automatisch integriert.

Vereinsintern nutzt die FOG “Google Text & Tabellen“. Die Pendenzenliste ist als gemeinsames Dokument geführt, auf das alle jederzeit zugreifen können. Änderungen werden von jedem selbst direkt eingetragen, wodurch sich ein Austausch von Dateien erübrigt. Budget und Rechnung sind allen zugänglich und die aktuelle Mitgliederliste dient dem ganzen Vorstand. Ein Mini-FIS für Vereine entsteht.

All diese Aktivitäten benötigen im Vorstand einen “Chef Kommunikation“, der seine Funktion aktiv wahrnimmt und ständig auf der Suche nach interessanten und relevanten Berichten ist. Er gehört heute wie ein Kassier oder Aktuar zum “Kernteam” und sollte die technischen Möglichkeiten aus dem Effeff beherrschen, um seine Kollegen bei Bedarf zu unterstützen.

Zuletzt ein Wort zu den Kosten: Die Software für den Blog (z.B. wordpress.org) gibt es gratis. Auch die Applikationen von Google sind kostenlos. Die Vereinskasse wird mit keinem der hier aufgeführten Tools zusätzlich belastet.

Es werden nicht alle Mitglieder freiwillig auf den Blog gelangen und sich für die Updates einschreiben. Manchmal braucht es einen sanften Druck. Das “Opt-out” (selbständiges Austragen, nachdem man automatisch zum Verteiler hinzugefügt wurde) hat sich diesbezüglich bewährt. Eine initiale Begrüssung mit Hinweisen, wie man allenfalls das Abo löscht, ist zu empfehlen.

Beurteilung
Auch der rege Austausch über Kommentare und “gefällt mir”-Bekundungen brauchen etwas Zeit.  Man sollte den Mitgliedern diese Zeit zugestehen und gleichzeitig beim Inhalt nicht nachlassen. Nur so wird Vertrauen geschaffen und der Kanal institutionalisiert.

Die Neuen Medien sind sicher kein Allerheilmittel für die nachlassende Vereinstätigkeit von jungen Offizieren. Immerhin wird möglichen Mitgliedern gezeigt, dass der Verein wandlungsfähig ist und auch moderne Kommunikationsmittel nutzt. Dem Image ist das bestimmt nicht abträglich. Ausserdem ist der Verein dort, wo viele sowieso jeden Tag sind: Im weltweiten Netz.

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