Die Zukunft der Miliz im Korps der Gst Of

Schon seit Jahren munkelt man immer wieder, dass es unserer Armee bei den höheren Chargen, insbesondere auch im Korps der Generalstabsoffiziere (Gst Of), mehr und mehr an interessierten und fähigen Miliz-Kandidaten fehle. Im Jahre 2008 reichte Nationalrat Christian Miesch eine Interpellation zu diesem Thema ein, die Reaktion der Landesregierung verblieb im Allgemeinen und vermochte kaum sehr zu befriedigen, abgesehen vom anzustrebenden ”strategischen Zielwert” von 50% Milizoffizieren zu 50% Berufsmilitärs in den Generalstabslehrgängen.

Um hier mehr Klarheit zu schaffen, hat sich eine Arbeitsgruppe dem Thema gewidmet. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe kamen einerseits aus der GGstOf , andererseits von einer Gruppe von Gst Of, die im Rahmen des Unternehmerforums Lilienberg (Aktionsfeld “Sicherheit & Armee”) das Thema bearbeitet hat.

Jetzt liegt das Resultat der Untersuchungen in schriftlicher Form vor. Der Bericht trägt den Titel “Die Zukunft der Miliz im Korps der Generalstabsoffiziere – die Schweizer Armee im Wettbewerb um geeignete Talente“.

Der Inhalt gliedert sich grob wie folgt:

  • Ausgangslage und Handlungsbedarf
  • Entwicklung des Umfeldes
  • Erfolgsfaktoren und ihre Vernetzung (u.a. “the leaking pipeline”)
  • Die Schweizer Armee im Wettbewerb um geeignete Talente
  • Empfehlungen

Pièce de résistance sind natürlich die “Empfehlungen”. Dabei ging es der Arbeitsgruppe darum, Farbe zu bekennen und aus ihrer Sicht den Handlungsbedarf zu skizzieren.

Einige Gedankensplitter aus der Publikation:

  • Werden in Zukunft die Miliz-Generalstabsoffiziere in unserer Armee nur noch eine Randerscheinung darstellen? Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Tendenz dazu ist vorhanden.
  • Welches ist die Rolle von Generalstäben im 21. Jahrhundert?
  • Der fehlende nationale Konsens über die Rolle der Armee wirkt sich über kurz oder lang auf die Bereitschaft der betroffenen Bürgerinnen und Bürger aus, sich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen.
  • Wie bei anderen Organisationen mit unklarer Zukunft, werden auch hier die Besten der Armee zuerst den Rücken zukehren.
  • Zur Zeit scheint es offen zu sein, ob sich die Schweizer Armee in die Verwaltung einiger staatlicher Unterstützungsaufgaben zurückzieht, oder ob es gelingt, ein modernes sicherheitspolitisches Instrument zu schaffen.
  • Die Armee mag in Bern eine Schlacht um die Beschaffung von neuem Material gewinnen, doch der Krieg wird langfristig auf dem Personalmarkt entschieden.
  • Berufs- und Milizoffiziere sind es, die die weitere Entwicklung der Schweizer Armee in wesentlichen Zügen bestimmen werden. Die Schweizer Armee tut gut daran, diese Personengruppen als ihre wichtigste Ressource und damit ihr wichtigstes Investitionsgut zu erkennen und entsprechend zu handeln. Rüstung beginnt bei den Menschen, nicht beim Material.

Die Publikation wird allen (uns bekannten) Gst Of postalisch zugestellt. Sämtliche Unterlagen und weitere Hintergrundinformationen finden Sie auch unter http://ggstof.ch/zukunftmiliz

Wir wünschen viel Vergnügen bei der Lektüre und sind allen für ein Feedback – am liebsten direkt hier im Blog – dankbar. Die GGstOf wird Sie weiter auf dem Laufenden halten.

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3 Kommentar(e):

  1. Beat Schär:

    2010-Sep-11
    Ich danke für die Zustellung der Schrift “Die Zukunft der Miliz ..” Ich teile die Inhalte der Zusammenfassung (Ausgangslage, Wirkungszusammenhänge, etc) voll und ganz.

    M.E. fehlt etwas ein Element in der Betrachtung:
    Angesichts der gegenüber der Zeit bis ca 1989 stark verändert antizipierten Bedrohungslage ist die “Nachfrage-Angebots-Funktion” weniger durch frühere Werthaltungen determiniert, sondern weit mehr durch ökonomische Aspekte. D.h.: Es muss Geld in die Hand genommen werden, um die richtigen Menschen (Qualität, Quantität) zu gewinnen und zu halten. Das gilt für die Miliz und die Berufsmilitär.
    Unter den aktuellen Parametern würde ich nicht mehr Pilot werden wollen und auch nicht Offizier, kann es deshalb auch niemand mehr empfehlen. Wenn die aktuelle Armee eine Firma im wirtschaftlichen Sinne wäre, dann würden alle, die könnten, wohl künden und sich anstellen bzw. eintreten bzw arbeiten bei dieser Firma möchte kaum jemand (mehr).

    Um mit dem Unwort zu sprechen: Das Grounding droht!

    Ich hoffe natürlich, dass dies nicht passiert, bin aber nicht sehr zuversichtlich.

  2. Blog Admin:

    2010-Sep-12
    Vgl. Bericht in der Zeitung “SONNTAG”
  3. V. Crameri:

    2010-Oct-14
    Ich finde die Schrift sehr gut. Die darin gemachten Aussagen sind richtig. Es scheint mir wesentlich, dass man endlich begreift, dass die Armee in der Regel keine Fachkompetenz vermitteln kann, sondern, dass sie auf die zivile Fachkompetenz angewiesen ist. Darum ist die Milizkomponente im Generalstab so wichtig und für alle sehr befruchtend.

    Es ist auch unbestritten, dass die Armee ein gutes Umfeld bietet, um Führungskompetenz zu erlangen und die eigene Persönlichkeit weiter zu entwickeln.

    Voraussetzung für das Mitmachen der Milizoffiziere sind grosse Herausforderungen, Erfolgserlebnisse und Anerkennung, sowie sichere Zukunftsperspektiven für eine militärische Karriere. In bezug auf Karriere ist die Armee, bedingt durch die vielen Reformen, nicht mehr zuverlässig genug!

    Zwei Kleinigkeiten sehe ich anders:
    – Grafik 3: Die Pyramide sollte eigentlich keine Spitze haben. Die obersten Funktionen in der Armee sind nicht mehr miliztauglich, und wenn man die Gst Of darstellen will, dann sind bei gleichen Funktionen mehrere vorhanden.
    – Die Aussage von Br Keller: „Sie… getrauen sich auch häufiger eine andere Meinung zu vertreten, denn sie riskieren damit höchsten die militärische, nicht aber die zivile Karriere“, finde ich unpassend, kontraproduktiv und verstehe sie auch nicht.
    Ein Gst Of ist doch bestrebt, alles dazu beizutragen, damit die bestmögliche Lösung zu einem Problem gefunden wird. Dazu gehört auch, eine eigene Meinung zu haben. Es gibt für einen Kommandanten nichts Schlimmeres, als Jasager um sich zu haben! Zudem ordne ich diese Fähigkeit eher dem Charakter zu und weniger der Tatsache, ob ein Gst Of Miliz- oder Berufsoffizier ist. Es geht bei Entscheidungsfindungen immer um die Sache und nie um die Karriere.

    Weiterhin viel Erfolg bei den Bestrebungen, das Ansehen der Gst Of in der Wirtschaft zu verbessern.

    Mit den besten Grüssen
    V. Crameri

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